Ludwig II: Der verrückte König

Ludwig, der König, der in einer Traumwelt lebte. Das verrückte und exzentrische Verhalten des bayrischen Monarchen grenzte vielleicht tatsächlich an Geistesgestörtheit. Doch seine Vorliebe für Schlossbauten kennzeichnet ihn als Kunstmäzen und fantasievollen Bauherren.

Selbst sein Auftreten war merkwürdig. Gross wie er war, bewegte er sich mit einem seltsam gestelzten Gang, den Kopf nach hinten geworfen, und mit weit ausholenden, eindrucksvollen Gesten.

Wagners extravaganter Lebensstil und sein starker Einfluss auf den jungen König bildeten bald das allgemeine Gesprächsthema – und wurden zu einer Hauptsorge für Ludwigs Minister. Diese zwangen den König letzten Endes, sich von Wagner zu trennen. Doch selbst nachdem der Komponist München verlassen hatte, erhielt er von seinem Gönner und Bewunderer noch zeit seines Lebens regelmässig finanzielle Zuwendungen.

Die Bauvorhaben des Königs und seine Unterstützung Wagners waren zweifellos extravagant. Doch was ihn wirklich von anderen Herrschern unterschied, war sein Verhalten. Nicht nur, dass sich der überaus schüchterne Monarch häufig seinen Aufgaben bei Hofe entzog, er liess auch – nur für sich – Theaterstücke, Konzerte und Opern aufführen.

Dieser Rückzug in Fantasiewelten, das exzentrische Gebaren und das ausgeprägte Einzelgängertum Ludwigs lassen eine Schizoide Persönlichkeitsstörung vermuten.

Der grosse Teil seiner Zeit verbrachte Ludwig in ländlicher Abgeschiedenheit, allein mit seinen Dienern und engsten Beratern. Tagsüber schlief er, und erst am Abend stand er auf. Einer seiner Lieblingsbeschäftigungen war es, bei Mondschein Reisen zu imaginären Zielen zu unternehmen. Ludwig wurde von seinen Fantasien zunehmend besessen und zog sich immer mehr von den Staatsgeschäften zurück.

Sein letztes Bauvorhaben, Schloss Herrenchiemsee, besiegelte seinen Untergang. Zu diesem Zeitpunkt war der König bereits hoch verschuldet, und mit seinen finanziellen Forderungen bedrohte er die wirtschaftliche Stabilität des Staats.

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Die Minister des verrückten Königs beschlossen schliesslich, ihn abzusetzen. Berühmte Spezialisten für Geisteskrankheit wurden gerufen. Sie befragten Ludwigs Diener und Berater und erfuhren, dass der König lautstark mit fiktiven Gästen gefeiert, sich vor einem heiligen Baum verbeugt und ungeheuerliche Befehle zur Inhaftierung und Bestrafung seiner Feinde gegeben habe. Darüber hinaus habe er stundenlang ins Leere gestarrt.

Man erklärte ihn für wahnsinnig und sperrte ihn in Schloss Berg am Starnberger See ein. Zwei Tage später machte er mit seinem Arzt einen Abendspaziergang. Keiner von beiden kehrte zurück. Ihre Leichen fand man im See.

Manches deutet darauf hin, dass Ludwig in seiner Verzweiflung erst den Arzt und dann sich selbst umbrachte. Wir werden wohl nie erfahren, wie Ludwig umgekommen ist – und auch nicht, ob er wirklich verrückt oder schizoid war.

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Trixi M.
4 Jahre zuvor

​Das verrückte Leben und der mysteriöse Tod von König Ludwig II (Bulgarisches Wirtschaftsblatt, aber der Beitrag über Ludwig II ist auf deutsch

Takeshi
Takeshi
3 Jahre zuvor

Was für eine märchenhafte Geschichte! Verfilmt worden?