Doppelbotschaft – No-Win-Situationen

Doppelbotschaft – No-Win-Situationen

Doppelbotschaften oder No-Win-Situationen werden verwendet, um Macht zu demonstrieren und die Kontrolle über andere zu erlangen. Sie treten im täglichen Leben und auch bei extremem Missbrauch auf. No-Win-Situationen herbeizuführen ist eine Form psychischer Gewalt oder Misshandlung. Die Opfer empfinden oft Verwirrung, Wut und Verzweiflung über den offensichtlichen Mangel an Optionen.

Die Wahl zwischen zwei schlechten Optionen

No-Win-Situationen werden auch als Doppelbotschaften bezeichnet und sind ein dysfunktionales, paradoxes Muster zwischenmenschlicher Kommunikation. Der Begriff „Doppelbotschaft“ bezieht sich auf die kommunizierte Information, der Begriff „Doppelbindung“ auf das dadurch ausgelöste Reaktionsmuster.

Das Elend liebt die Gesellschaft, weshalb es so häufig ist, dass eine Person mit einer Persönlichkeitsstörung starke negative Emotionen wie Wut, Eifersucht oder Verachtung verspürt und ihre Gefühle auslebt indem sie eine andere Person verletzt oder manipuliert, um sich selbst wieder besser zu fühlen. Eine der gebräuchlichsten Möglichkeiten, dies zu tun, besteht darin, ein No-Win-Situation herzustellen.

Was ist eine No-Win-Situation?

Eine Situation in der man mehreren Handlungsoptionen hat, von denen aber jede zu negativen Konsequenzen führt. Es ist also ein Situation in der Du

  • bestraft wirst, wenn Du etwas tust
  • ebenso bestraft wirst, wenn Du etwas nicht tust
  • auch dann bestraft wirst, wenn Du den Widerspruch ansprichst
  • die Situation auch nicht einfach verlassen kannst (was dem Nicht-Tun entsprechen würde)

Beispiele für Doppelbotschaften

  • Eine Frau wirft ihrem Ehepartner vor, keine Zeit mit ihr verbringen zu wollen, bestraft ihn aber mit Feindseligkeit, wenn er zu Hause bleibt.
  • Ein Mann sagt seiner Partnerin, dass er sich eine Affäre sucht, es sei denn, sie übt sexuelle Aktivitäten aus, die sie körperlich und / oder emotional erniedrigend findet.
  • Ein Familienmitglied beschwert sich, keine Hilfe zu bekommen, lehnt jedoch jede angebotene Lösung (Haushaltshilfe, Therapie usw.) strikte ab.
  • Ein Ehepartner gibt zu viel Geld aus und will nur dann aufhören und sparsamer sein, wenn der Ehepartner eines seiner Hobbys aufgibt, um die Situation zu verbessern.
  • Ein Ehemann ist in Paartherapiesitzungen kämpferisch und feindselig, wirft seiner Frau gleichzeitig vor, nicht an der Beziehung arbeiten zu wollen, wenn sie die Therapie nicht mehr in Anspruch nehmen möchte.
  • Eine Mutter ist feindselig und kritisch gegenüber Familienmitgliedern bei Familientreffen, wirft ihnen jedoch vor, sie im Stich zu lassen, wenn sie nicht auftauchen.
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Wie es sich anfühlt

No-Win-Szenarien spielen oft mit unserem eigenen Sinn für Angst, Verpflichtung und Schuld und halten uns in Situationen gefangen, in denen wir Angst haben oder nur ungern Grenzen für den Selbstschutz setzen. Oft kommt es uns vor, als würden wir ungeschriebene Gesetze des Anstands oder der Moral brechen, wenn wir uns weigern der Person mit Persönlichkeitsstörungen das zu geben, was sie wollen (“Das gehört sich so.”).

Das Problem ist, dass wir wissen, dass selbst dann wenn wir ihnen geben was sie wollen, sie gleichfalls unzufrieden sind. All unsere Anstrengungen, unsere Ressourcen, unsere Zeit haben wir dann verschwendet und dabei leidet auch noch die eigene Würde. Man fühlt sich “verdammt, wenn man es tut und verdammt, wenn man es nicht tut”.

Wie man No-Win-Szenarien begegnen kann

Wenn Du erkennst, dass Du von Deinem Angehörigen mit Persönlichkeitsstörung mit einem No-Win-Szenario konfrontiert wirst, ist es hilfreich zu verstehen, dass die Ursache für den Konflikt und die Qual dessen eigene Einstellung ist und nicht etwa Du. Du kannst Doppelbindungen effektiv begegnen, indem Du einen Schritt zurücktrittst  und Deine Gefühle erstmal loslässt. Versuche die Situation sachlich und nüchtern zu betrachten.

Was Du NICHT tun solltest

  • Gib Dir nicht die Schuld für den Konflikt, mit dem Du konfrontiert wirst, wenn die Ursache des Konflikts in Wirklichkeit in der gestörten Person liegt.
  • Dem Druck nachgeben, wenn die Anforderungen unangemessen sind. Du validierst damit lediglich das gestörte Verhalten des Betroffenen. Du machst mit Nachgeben nichts besser, sondern wirst nur Dich selbst und die Betroffene Person verletzen.
  • Versuche nicht, “um des lieben Friedens willen”, den Konflikt zu vermeiden. Das Problem wäre damit nicht gelöst, sondern nur vertagt.
  • Fühle Dich nicht verpflichtet, Dich jedes mal zu erklären, wenn Du eine Grenze setzt. Du darfst Dich vor emotionalem Missbrauch schützen ohne Rechtfertigung, bzw. der Selbstschutz ist bereits die Erklärung. Lass Dich nicht in stundenlange Diskussionen über das “Warum” verwickeln.
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Was Du tun solltest

  • Denk in erster Linie daran, dass mit der Situation etwas nicht stimmt und nicht etwa mit Dir.
  • Stelle die Situation in Frage: Stimmt es, dass Du bestraft wirst? Stimmt es, dass Du die mögliche Bestrafung (der andere wird ärgerlich oder wird Dich lange Zeit mit feindseligem Verhalten oder Ignoranz behandeln) nicht ertragen kannst?
  • Mach Dir Gedanken über Deine Grenzen. Du hast das unumstössliche Recht, Deine psychische Identität genau gleich zu schützen, wie Deinen Körper.
  • Bleibe nicht in einer Umgebung, in denen Du (und Deine Kinder!) verbal, emotional oder körperlich angegriffen werden. Verlasse die Situation.
  • Behalte im Kopf, dass es sich bei Deinem Angehörigen mit Persönlichkeitsstörung um jemanden handelt, der nicht immer eine gute Wahl für sich und andere trifft. Dies ist bedingt durch die Störung und hat absolut gar nichts mit Dir oder mit Dingen die Du vielleicht gesagt oder getan hast zu tun.
  • Werde Dir bewusst, dass Du das Verhalten Deines Angehörigen nicht mit Logik erklären kannst. Die Normalität und die Realität sind ja genau das, worauf die gestörte Person eben nicht zugreifen kann.
  • Triff stets diese Entscheidung, die auf lange Sicht das beste Ergebnis für Dich bringen. Du allein entscheidest, was Du willst und Du ganz allein kannst spüren, mit welcher Entscheidung Du Dich am wohlsten fühlst. Erfülle Deine eigenen Standards!
  • Suche Dir die Unterstützung von Menschen, die Deine Situation verstehen und sich mit Persönlichkeitsstörungen auskennen. Es wird Dir helfen, mit jemandem zu reden, der Deine Situation aus eigener Erfahrung kennt.
  • Geh weg! Die Welt ist gross und das Leben voller Möglichkeiten. Vertraue darauf, dass Deine Bedürfnisse auf missbrauchsfreie Weise befriedigt werden können. Suche und erschaffe diese neuen Möglichkeiten.
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