Doppeldiagnose oder der Zwiebeleffekt

Komorbidität – Ein Erfahrungsbericht über eine Doppeldiagnose

Seit Jahren weiss ich, dass ich krank bin. Mit Jahren meine ich Jahrzehnte; Vielleicht kenne ich das schon mein ganzes Leben. Rückblickend kann ich mich nicht an eine Zeit erinnern, in der meine Gefühle nicht ausser Kontrolle waren. Mir war klar, dass etwas nicht stimmte, aber die Doppeldiagnose brauchte ihre Zeit.

Mein Thema hier sind versteckte Symptome oder, wie mein Therapeut und ich es genannt haben, der Zwiebeleffekt. Wenn Du eine Zwiebelschicht abziehst, gelangst Du nicht unbedingt direkt zum gesunden, essbaren Teil. Typischerweise durchlaufen die getrockneten oder verletzten Teile mehrere Schichten. Dies gilt auch für psychische Erkrankungen.

Diagnose: Bipolare Störung

Als ich mit meiner Genesung begann, stellte mein Psychiater die Diagnose einer Bipolare Störung und verabreichte mir die entsprechenden Medikamente.

Mein Therapeut und ich stellten im Laufe der Zeit fest, dass sich meine Manie hauptsächlich in Wut manifestierte. Mein Problem waren meistens depressive Episoden, dachte ich. Es gab Zeiten, in denen ich mich selbst verabscheute, mangelndes Selbstvertrauen und der Glaube, ich würde versagen, bevor ich es versuchte.

Also haben wir das alles aufgearbeitet und daran gearbeitet, meinen Geist neu zu lenken und meine Symptome zu kontrollieren. Hier kommt die Zwiebel ins Spiel.

Arroganterweise glaubte ich, \“ich hatte das\“ und \“jetzt ist alles gut\“. Ich nahm an, dass ich wieder auf dem Fahrersitz sass, nachdem wir die Symptome festgestellt und die Behandlung festgelegt hatten. Mein Leben war mein eigenes und ich lebte mit einer bipolaren Störung. Nie wieder würde ich die ersten Schritte der Genesung durchlaufen müssen. Stolz tut uns und denen, die wir lieben, schreckliche Dinge an.

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Wir haben die erste Schicht abgezogen und eine tief verwurzelte Paranoia aufgedeckt. Ich bemerkte Symptome, die in Wahrheit immer schon da waren, als meine Frau sagte: „Warum nimmst du immer das Schlimmste von mir an?“ und „Hör auf, voreilige Schlüsse zu ziehen.“

Es traf mich plötzlich: Ich hatte gehört, was meine Frau mir sagte, aber der vorgängigen Therapie sei dank, war es nun zum ersten Mal wirklich bei mir angekommen. Unter meiner Bipolaren Störung, war noch etwas anderes. Ich hatte zuvor nie von Komorbidität gehört. Ich musste es nachschlagen um herauszufinden, dass es sich dabei um eine Doppeldiagnose handelt.

Komorbidität: Paranoide Persönlichkeitsstörung

Also ging ich zu Google und suchte auf verschiedenen Websites nach vertrauenswürdigen Informationen. Beim Graben bin ich auf die Paranoide Persönlichkeitsstörung gestossen. Laut meiner Erkenntnisse aus dem Internet kann eine Paranoide Persönlichkeitsstörung häufig eine Komorbidität mit bipolarer Störung oder Schizophrenie aufweisen.

Mit dem vorhandenen Wissen vereinbarte ich einen neuen Termin mit meinem Therapeuten. Ich könnte erzählen, wie wir mit meiner neuen Erkenntnis umgehen, aber das ist nicht der Punkt.

Die Botschaft, die ich vermitteln möchte, ist einfach: Sei nicht zu selbstsicher oder arrogant in Bezug auf Deine Diagnose oder Symptome. Höre auf die, die Dich lieben, um Hinweise auf verändertes Verhalten zu erhalten. Teile Deinen Ärzten offen mit, was Du empfindest. Vermeide die Falle, in die ich geraten bin. Schäle die Schichten weiter ab und bewege Dich mit offenem Geist vorwärts. So sieht wahre Genesung aus.

Dies ist ein Gast-Beitrag von Jerome, 54 Jahre alt, eingereicht per E-Mail. Herzlichen Dank!

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luzia
luzia
2 Jahre zuvor

Ich verstehe total gut, was Du mit dem Zwiebeleffekt meinst. Ich erlebe ähnliches. Ich bin jetzt seit acht Jahren in Therapie und in dieser Zeit hat sich meine Diagnose drei Mal geändert. Auch mir kommt es vor, wie die Schalen einer Zwiebel. Kaum ist eine weg, erscheint darunter ein anderes, ebenso tiefgehendes Problem. Als würde das eine Krankheitsbild das andere verdecken.